Lesung

"Wege und Wandlungen des Lebens"

 

Weißt Du noch?

Wir Kinder lebten im Überfluss

Und merkten es nicht;

Lebten den Taglang,

Ohne Angst vor dem Ende;

Standen am Ufer und sahen,

Dass egal wieviel Wasser,

Doch alles bleibt, wie's war.

Dann warfst Du den Stein.

 

Weißt Du noch?

Ewigkeit war nicht mehr:

Die Kreise wuchsen

Und waren deins und meins

Und etliche streiften das Ufer.

Und ich wusste -

Heute haben wir Kinder

Einen neuen Tag gefühlt,

Der kommt, statt ewig zu fließen.

 

Weißt Du noch wie wir staunten?

Augen und Herzen atmeten tief,

Begierig, das Neue zu grüßen;

Vergessend bald, wie groß

Das Tal der Heimat war.

Wir suchten in neuen Augen,

Tiefer als der Fluss;

Und das Nass quoll und floss,

Weil das Sterben begann.

 

Weißt Du das Fragen noch?

Ob wir uns morgen noch liebten,

Ob wir noch wüssten wie lang

Wir hier auf der Brücke gelebt,

Eins waren über dem Strom?

Werden wir wissen, was war,

Was ewig Erinnern versprach?

Warum warfst Du den Stein?

Weißt Du es noch?

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Klar werden die Stimmen

Zuwinkender Sternenorte,

Bislang fernab scheinende Fremde.

Kalt und leer ist das Erdenfeld

Um mich und vor den Suchenden,

Und wärmt sich nur

Wenn ich wage,

Auch in mir Klarheit lauschend,

Echo des Totgeglaubten folgen.

Denn Lebenslied

Erfüllt mich nur,

Damit ich's gebe.